Happiness

5 Fähigkeiten für emotionale Intelligenz

5 Fähigkeiten für emotionale Intelligenz

Wenn ich heute auf meine Jugend zurück-blicke, dann muss ich immer etwas darüber schmunzeln, was für eine "Heulsuse" ich doch war.


Vielleicht bin ich einfach etwas empathischer veranlagt als andere. 


Meine Mom sagt mir oft, dass sie sich sehr in mir wiedererkennt, und ich war definitiv ein kleines "Muttersöhnchen".


Söhne nach der Mutter, Töchter nach dem Vater? Wer weiß :D


Natürlich hat sich mein Dad ebenfalls um mich gekümmert und wir kommen gut mit-einander klar, aber dennoch hab' ich die Meinung meiner Mom häufiger über die meines Dads gestellt.


Fakt ist, es war definitiv meine Mom, die sich als Kind mehr um mich gekümmert hat. Und nein, ich romantisiere auch nicht Sigmund Freud's Ödipuskomplex.


Ich kam mir vielmehr oft wie ein kleines Baby vor, da sie diejenige war die mir erklärt hat, wie ich mit Problemen um-zugehen habe.


Ich will hier meinen Eltern keinen Disrespect erweisen. Ich denke sie haben alles richtig gemacht und machen auch in der Erziehung meiner Geschwister ein guten Job. 


Aber eine Sache, die ich lernen musste ist, wie ich mit meinen Emotionen umzugehen habe. 


Wenn ich einen Job ausführte, den ich nicht mochte, oder wenn mich jemand humorvoll beleidigte, wurde ich innerlich unglaublich wütend. 


Wenn ein Freund mir in unserer Freundschaft nicht die gleiche Zuneigung entgegengebracht hat oder ich das Gefühl hatte, dass mein Leben auseinanderfiel, weinte ich buchstäblich wie ein Baby und schmollte in meiner Traurigkeit.


Wenn ich aus heutiger Sicht zurückblicke, habe ich mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lassen. 


Und einer der Gründe, weshalb wir uns so sehr von ihnen leiten lassen ist, da wir uns häufig mit ihnen identifizieren. 


Als ich letztens bei meiner Fam war, sollte meine kleine Sis Hausaufgaben machen, aber hat stattdessen lieber Roblox gezockt.


Als es mein Dad bemerkte, hat er ihr das Tablet aus den Händen gerissen und sie dazu verdonnert die Matheaufgaben zu machen. 


Sie war natürlich in Rage.


Als ich kurze Zeit später in ihr Zimmer ging, um zu sehen, ob ich ihr helfen kann und sie fragte was denn los sei, meinte sie nur: 


“Ohh lass mich… Ich bin wütend (!!!)"


Meine Gegenfrage (die sie in dem Moment sicherlich nicht unbedingt hören wollte)


“Bist du wütend oder fühlst du dich wütend?”


Ein Moment lang herrschte Stille. 


Sie starrte an die Decke, um zu überlegen und ich merkte regelrecht, wie es in ihrem kleinen Kinderköpfchen ratterte.


“Mhh, ich bin wütend. Das klingt besser!”


Vielleicht fragst du dich: “Okay Nico, wo ist jetzt der Unterschied? Ist doch egal ob ich wütend bin, traurig bin, einsam bin etc. oder ob ich mich so fühle. Hör mal auf mit deiner mentalen Masturbation hier…”


Aber, diese kleinen Nuancen in unserer Sprache sind durchaus wichtig, da sie uns eben dazu verhelfen in diversen Situationen gelassen zu bleiben, Dinge (und uns selbst) nicht zu ernst zu nehmen, unser Verhalten zu reflektieren und empathischer mit unseren Mitmenschen zu agieren. 


Genau diese starke Identifikation mit unseren Gefühlen kann uns in bestimmten Situationen wirklich zum Verhängnis werden und gegen uns verwendet werden.


Schauen wir uns daher im folgenden an, wie wir emotionale Intelligenz entwickeln können.

1. Selbsterkenntnis

Emotionen sind eine menschliche Sache und wenn du in deinen frühen 20ern oder noch jünger bist und die kleinsten, banalen Dinge in deinem Leben dich noch immer abfucken und einen emotionalen Wirbelsturm in dir auslösen, dann ist die wahrscheinlich groß, dass deine emotionale Intelligenz noch nicht stark entwickelt ist.


Wenn man sich seiner selbst nicht bewusst ist, ist der Versuch, seine Emotionen in den Griff zu bekommen, so, als säße man auf einer alten Schiffsplanke mitten im Ozean der eigenen Emotionen und wäre den Strömungen der momentanen Ereignisse völlig ausgeliefert.


Du hast keine Ahnung, wohin der Wind bläst oder wo dich die Strömung hinführt. Und alles, was du tun kannst, ist schreien und um Hilfe rufen.


Zur Selbsterkenntnis gehört es, sich selbst und sein Verhalten auf drei Ebenen zu verstehen:

Aktion - Was macht man

Emotion - Wie fühlt man sich dabei

Reflektion - der schwierigste Teil: herausfinden, was man über sich selbst noch nicht weiß

Was machst du?

Es ist ein guter erster Schritt zur Selbst-erkenntnis, Ablenkungen aus dem Leben zu verbannen, z.B. Smartphone ab und an weglegen und dich auf die Welt um dich herum einlassen. 


Räume der Stille und Einsamkeit zu finden, mag zwar eventuell beängstigend er-scheinen, aber ist notwendig für unsere geistige Gesundheit.


Andere Formen der Ablenkung sind Arbeit, Fernsehen, Drogen / Alkohol, Videospiele, Streit mit Leuten im Internet, dämliches ”Getrolle" usw.


Plane Zeit in deinem Tag ein, um dich von ihnen abzulenken. Mach deinen morgendlichen Schul- oder Arbeitsweg mal ohne Musik oder Podcasts. 


Reflektiere einfach dein Leben. 


Denk darüber nach, wie es dir geht. 


Nimm dir 10-20 Minuten Zeit um zu meditieren.


Lösch die sozialen Medien ein Monat lang aus deinem Telefon.


Es könnte sich überraschend anfühlen, was dann passiert.


Wir nutzen diese Ablenkungen, um viele unangenehme Emotionen zu vermeiden, und die Beseitigung von Ablenkungen und die Konzentration darauf, wie du dich ohne sie fühlst, können manchmal unangenehme Dinge zutage fördern.


Aber die Beseitigung von Ablenkungen ist entscheidend, weil sie uns auf die nächste Geistesebene bringt.

Wie fühlst du dich?

Erst, wenn du wirklich darauf achtest, wie du dich fühlst, könnte es dich beunruhigen.


Du könntest feststellen, dass du oft tatsächlich ziemlich traurig bist oder dass du zu vielen Menschen in deinem Leben ziemlich arrogant und wütend bist.


Du könntest feststellen, dass viel Angst in dir steckt und dass die ganze "Handy-abhängigkeit" wirklich nur eine Möglichkeit ist, dich ständig von dieser Angst abzulenken und zu betäuben.


An diesem Punkt ist es wichtig, dich für die aufkommenden Emotionen nicht zu verurteilen und sie zu akzeptieren.


Welche Emotion auch immer da ist, hat einen guten Grund, da zu sein, auch wenn du dich nicht daran erinnerst, was dieser Grund ist. 


Also sei nicht zu hart zu dir selbst.

Reflektion - Erkenne den emotionalen Schwachsinn

Sobald du all das eklige, unangenehme Zeug siehst, das du fühlst, wirst du anfangen zu erkennen, wo deine eigenen kleinen Macken liegen.


Vor noch ein paar Jahren viel es mir schwer mich vor mir selbst verwundbar zu machen und wie ich auch in meinem Post zur Verwundbarkeit bereits angesprochen habe, ist es unter Jungs tabu insbesondere negative Emotionen zum Ausdruck zu bringen. 


Vielmehr tappen wir oft in die Falle, uns selbst zu belügen, wenn es um die Wurzeln unserer Emotionen geht und darum, woher sie kommen könnten.


Statt uns also permanent nur zu fragen: 


"Warum fühle ich mich so...", können wir uns auch gezieltere und zukunftsorientierte Fragen stellen: 


Woher stammt das Gefühl? 


Was kann ich in Zukunft tun, wenn (X) passiert und ich mich (Y) fühle?

2. Finde gesunde Ablassventile

Menschen, die glauben, dass Emotionen das Wichtigste im Leben sind, suchen oft nach Wegen, ihre Gefühle zu "kontrollieren".


Das ist nicht möglich.


Man kann nur auf sie reagieren.


Emotionen sind lediglich Signale, die uns aufgrund unserer Handlungen mitteilen, dass wir auf etwas achten sollen.


Wir können dann entscheiden, ob dieses "Etwas" wichtig ist oder nicht und die beste Vorgehensweise wählen, um damit umzugehen - oder dieser Emotion gleich wieder den Weg zur Ausgangstür weisen.


Als ich zu Schulzeiten eine schlechte Note nach Hause brachte, sauer war und Angst hatte, meinen Eltern davon zu erzählen, hämmerte ich erstmal stundenlang auf meinem Klavier rum - ein zweck-entfremdeter Boxsack.


Die Realität ist, dass das Leben dir immer wieder ein Haufen Scheiße ins Gesicht schmieren wird und du lernen musst, damit umzugehen. 


Aber anstatt, diese Emotionen auf negative Art und Weise auszudrücken (Gewalt, Bösartigkeit etc.) oder zu unterdrücken, glaube ich, dass es von großem Nutzen ist, Wege zu finden, sie auf gesunde Art & Weise auszudrücken.


Sei es durch ein Hobby, in deiner Krea-tivität oder ein ehrliches Gespräch mit einem guten Freund oder wo auch immer du dich “sicher” fühlst.

3. Probier dich aus

Bist du schon mal voll und ganz in einer Tätigkeit aufgegangen? 


Du fängst an, etwas zu tun, versinkst darin, und wenn du aus dem quasi-hypnotischen Zustand aufwachst, bemerkst du, dass drei Stunden vergangen sind, obwohl es sich anfühlte wie fünfzehn Minuten?


Wenn nicht, dann ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass du dich zu wenig ausprobierst. 


Das passiert mir manchmal, wenn ich schreibe. Wenn ich im Gym bin oder gar wenn ich koche.


Ich verliere das Zeitgefühl und erlebe eine Art von subtil geschichteten Gefühlen, wenn ich Ideen, Visionen und Perspektiven in meinem Kopf ausarbeite und anschließend versuche in Worte zu fassen. 


Es ist wie ein Gefühl von Faszination, gemischt mit leicht frustrierender Neugier und kleinen Schüben von Dopamin, wenn ich das Gefühl habe, gerade ein spannendes Thema gefunden zu haben, eine neue Verbindung zwischen zwei scheinbar getrennten Sachverhalten zu machen oder mir eine neue Idee in den Kopf schießt. 


Wenn du das Gefühl hast, dass dich nichts motiviert, dann mach einfach irgendetwas. Die Motivation kommt ohnehin oftmals von ganz allein, sobald du bereits in der Sache versunken bist.


Nimm ein Buch in die Hand. 


Finde ein kostenlosen Programmierkurs.


Lerne ein Musikinstrument.


Schreib ein Gedicht.


Erweitere deine kulinarischen Kochkünste.


Whatever. 


Sei dir bewusst, dass es nicht immer "gute" Gefühle sind, die dich motivieren werden.


Manchmal bin ich frustriert und verdammt genervt, dass ich nicht immer genau das sagen kann, was ich sagen will.


Manchmal habe ich Angst, dass das, was ich schreibe, falsch aufgefasst und interpretiert wird.


Aber aus welchem Grund auch immer, diese Gefühle machen mir oft nur Lust, mehr zu schreiben und weiterzumachen.


Ich liebe die Herausforderung, mit etwas zu ringen, das nur ein kleines bisschen außer-halb meiner Reichweite liegt, sei es noch so “kontrovers”.

4. Erweitere dein Bewusstsein

You see, Emotionen gehören zum Menschsein dazu.


Wir können unseren Emotionen nicht ent-kommen, aber sobald wir uns unseren eigenen Emotionen bewusst werden und besser nachvollziehen woher diese stammen, sind wir in der Lage die Emotionen anderer Menschen ebenfalls bewusst wahr zu nehmen.


Hier mal ein kleiner Überblick über die Emotionen des menschlichen Spektrums.

Bei allem, was wir bisher behandelt haben, geht es um den Umgang mit den eigenen Emotionen und deren Lenkung. 


Aber der Sinn der Entwicklung emotionaler Intelligenz sollte letztlich darin bestehen, gesündere Beziehungen in deinem Leben zu fördern.

Und gesunde Beziehungen - romantische Beziehungen, familiäre Beziehungen, Freundschaften, was auch immer - beginnen mit der Anerkennung und dem Respekt für die emotionalen Bedürfnisse der anderen.

Dies erreichst du, indem du dich mit anderen verbindest und empathisch zuhörst. Wenn du anderen zuhörst und dich anderen ehrlich mitteilst, sprich dich verwundbarer machst.


Sich in eine andere Person einfühlen bedeutet nicht unbedingt, die Person vollständig zu verstehen und zu analysieren, sondern zu akzeptieren, wie sie ist, auch wenn man sie nicht ganz versteht.


Man behandelt andere Personen als den eigenen Zweck, statt als Mittel zum Zweck.


Du schaffst es dich besser in die Lage anderer Menschen hineinzuversetzen und dennoch starke Grenzen zu wahren


Du erkennst ihren Zorn, Wut, Traurigkeit etc. aber lässt dich selbst nicht davon mitnehmen.


Zwischen-menschliche Beziehungen sind aus dem einfachen Grund so wichtig, da sie uns aus unserem eigenen Kopf heraus und in die Welt um uns herum bringen.


Sie lassen uns erkennen, dass wir ein Teil von etwas viel Größeren und Komplexeren sind, als nur wir selbst.


Und letztendlich verbinden sie uns mit unseren Werten.

5. Verbinde deine Emotionen mit Werten

"Emotionale Intelligenz" / EQ - insbesondere im Führungsmanagement, ist immer wieder ein kleines "Buzzword".


CEOs und Manager lesen Bücher, um ihre Belegschaft zu motivieren. Therapeuten versuchen, ihren Klienten mehr emotionales Bewusstsein zu vermitteln, um ihnen zu helfen, ihr Leben in den Griff zu bekommen.


Eltern wurden aufgefordert, emotionale Intelligenz bei Kindern zu fördern, um sie auf eine sich stets wandelnde, emotional ausgerichtete Welt vorzubereiten.


Vieles von diesem Denken verfehlt jedoch den Punkt. 


Und zwar, dass emotionale Intelligenz ohne die Ausrichtung auf Werte bedeutungslos ist.


Du kannst der emotional intelligenteste CEO auf dem Planeten sein, aber wenn du deine Fähigkeit einsetzt, um deine Mitarbeiter zu motivieren, Produkte zu verkaufen, die auf Kosten von Kinderarbeit hergestellt werden oder den Planeten zerstören, wie genau wird emotionale Intelligenz hier zur Tugend?


Ein Vater könnte seinem Sohn die Grundsätze der emotionalen Intelligenz beibringen, ohne ihm jedoch die Werte von Ehrlichkeit und Respekt beizubringen, könnte er zu einem rücksichtslosen, lügenden kleinen Mistkerl werden - aber immerhin zu einem emotional intelligenten.


Hochstapler besitzen eine unfassbar hohe emotionale Intelligenz.


Sie verstehen Emotionen ziemlich gut, sowohl in sich selbst als auch besonders in anderen Menschen.


Aber sie verwenden diese Informationen, um sie zu manipulieren und sich ein persönlichen Vorteil zu verschaffen.


Und ich will hiermit nicht behaupten, dass transaktionsbasiertes Denken und “mit der Welt Geschäfte” zu machen per se “bösartig” ist oder ich selbst nicht manipuliere.


Marketing, Werbung, Verkauf, etc. all das ist emotionale Manipulation. Für viele Menschen, die sich selbst vielleicht noch nie damit beschäftigt haben, ist dies jedoch nicht offensichtlich. 


Der Kapitalismus, unsere gesamte Demo-kratie und Politik basiert fast ausschließlich auf Transaktionsbasierten Denken. 


Die meisten Politiker machen sich einen Namen und verdienen ihren Lebens-unterhalt, indem sie in einem ausgedehnten Netz von Transaktionsbeziehungen leben. 


Sie verhandeln mit ihren Wählern und Geldgebern. Sie verhandeln miteinander, um Koalitionen und Allianzen zu bilden. Sie verhandeln mit anderen Regierungszweigen und politischen Parteien, um sich in den Vordergrund zu spielen und ihre Position zu festigen. 


Politik ist ein transaktionales und egoistisches Spiel, und die Demokratie ist bisher das beste System, und zwar aus dem einzigen Grund, dass es das einzige System ist, das dies offen zugibt.


Doch wenn wir uns selbst über alles und auf Kosten der anderen schätzen - kann es sehr schnell, sehr hässlich werden.


Die Welt braucht diejenigen, die sich wie Erwachsene verhalten und nicht wie selbstgefällige Kleinkinder.


Es ist der Geschäftsführer, der die Schuld für das Fehlverhalten eines Mitarbeiters auf sich nimmt, selbst wenn das bedeutet, einen Kunden zu verlieren.


Autofahrer die anhalten, um jemandem in Not zu helfen, sei es beim Wechseln eines platten Reifens oder beim Unterstützen in einem Notfall.


Es ist der Freund, der geduldig zuhört, ohne zu urteilen, wenn du eine schwierige Zeit durchmachst, und Unterstützung und Verständnis bietet.


Es ist der freiwillige Feuerwehrmann, der sich in Gefahr begibt, um Leben zu retten und die eigene Sicherheit riskiert, um Gemeinschaft zu schützen.


Letztendlich wählen wir immer, was wir wertschätzen, ob wir es wissen oder nicht. 


Und unsere Emotionen werden diese Werte durch die Motivation unseres Verhaltens auf irgendeine Weise umsetzen.


Um also das Leben zu leben, das du wirklich leben möchtest, musst du dir im Klaren darüber sein, was du wirklich wertschätzt, denn genau dort wird deine emotionale Energie hingelenkt.


Und zu wissen, was du wirklich wertschätzt - nicht nur das, was du sagst, dass du wertschätzt - ist wahrscheinlich die emotional intelligenteste Fähigkeit, die du je entwickeln kannst.

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