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Das Paradoxon der Toleranz

Das Paradoxon der Toleranz

Solltest du diese Seite hier verfolgen, ist dir vielleicht aufgefallen, dass familiäre Werte, Authentizität, Ehrlichkeit und persönliche Eigenverantwortung den Kern meines menschlichen Daseins bilden.


Manchmal werden Menschen, oft Redner oder "Coaches" (was auch immer man heutzutage unter dem Begriff Coach verstehen mag), die unkonventionelle Themen ansprechen und sich positiv auf andere auswirken, als "Herzensmenschen" bezeichnet.


Wenn ich mich mit meiner Mom unterhalte, sei es im Bezug auf Personalführung oder den Umgang mit völlig Fremden, meint sie oft: “Ach, sei halt einfach ein “Herzensmensch” und vertrau auf deine Intuition.” (etwas verallgemeinert)


Ehrlich gesagt, bin ich kein großer Fan des Begriffs “Herzensmensch” (wie auch immer man diesen Begriff definieren mag), denn ich glaube noch fest an so etwas, das wir einen "gesunden Menschenverstand" nennen können.


Ich denke, es sollte selbstverständlich sein, mit Empathie und Mitgefühl auf unsere Mitmenschen zuzugehen.


Dennoch sollten wir uns nicht der naiven Illusion hingeben, dass es keine Konflikte oder schlimmer noch, böse Absichten gibt.


Ich beobachte immer wieder, wie selbsternannte "Herzensmenschen" anfangen, anderen Menschen gefallen zu wollen und zu Ja-Sagern werden. I mean sure, schließlich ist der Mensch irgendwo ein Herdentier und hat ein Bedürfnis nach Anerkennung.


Aber, stehst du wirklich für irgendetwas ein, wenn du allem und jedem zustimmst?


In den 1940er Jahren formulierte der Philosoph Karl Popper das "Paradox der Toleranz". 


Es lautet wie folgt:

"Wenn jeder gegenüber jeder Idee tolerant ist, werden intolerante Ideen aufkommen.

Tolerante Menschen werden diese Intoleranz tolerieren. Die intoleranten Menschen hingegen werden die Toleranz der Toleranten nicht tolerieren.

Letztendlich werden die Intoleranten die Oberhand gewinnen und eine intolerante Gesellschaft schaffen."

Popper führte das Toleranz Paradoxon ein, um zu erklären, wie die deutsche Bevölkerung des letzten Jahrhunderts, trotz gutmütiger Menschen, die Machtübernahme Hitlers zuließ – selbst wenn du in Geschichte geschlafen hast, glaube ich weiß jeder von uns gut genug, was darauf folgte...


Dieses Paradoxon der Toleranz kommt auch heute noch manchmal in Diskussionen über soziale Gerechtigkeit auf.


Genau an der Stelle kommt auch der Begriff "pseudo-intellektuell" ins Spiel, der von Intoleranten oft genutzt wird, um Toleranz zu unterdrücken.


Obwohl der Begriff seine Berechtigung hat, da wir manchmal versuchen, unangenehmen emotionalen Themen auszuweichen und sie stattdessen intellektuell zu umgehen, verliert er jedoch seine Relevanz, wenn tolerante Menschen aufstehen und respektlose Intoleranz, Entmenschlichung etc. anprangern – um sich vor einer intoleranten Gesellschaft zu schützen.


Dabei geht es nicht darum, intellektuell überlegen zu sein, sondern darum, die grundlegenden Prinzipien der Toleranz und des Mitgefühls zu verteidigen.

Meinungsfreiheit vs. Hassrede

Es scheint widersprüchlich die Meinungsfreiheit auf Extremisten auszudehnen, die… im Erfolgsfall die Rede derjenigen unterdrücken, mit denen sie nicht einverstanden sind.


Bekanntlich haben demokratische Länder hier in Europa einen anderen Ansatz, als beispielsweise die USA.


Es hat mich aus den Socken gehauen, als ich mit 16 Jahren an einer amerikanischen High-School von einigen Schülern (certainly undereducated Rednecks) mehrfach mit einem Hitlergruß begrüßt wurde, da man ja aus (Nazi)-Germany stamme.


Für die meisten von „uns Deutschen“ unbegreiflich, aber einige Aussagen (z.B. die Holocausts-Leugnung) wird in den USA nun mal nicht strafrechtlich verfolgt und ist Teil der Meinungsfreiheit. (es sei denn, es werden ausdrücklich und direkt Aufrufe zu Gewalt oder anderen illegalen Aktivitäten ausgesprochen)


In einer Zeit, in der jeder ein Recht darauf hat, sich frei entfalten zu dürfen, besteht das Problem darin, dass „Intoleranz“ oftmals nicht so leicht und kristallklar definiert werden kann.


Wenn ein religiöser Mensch nicht mit einem Atheisten befreundet sein möchte, ist das intolerant?


Wenn du nicht möchtest, dass deine Kinder eine LGBTQ-Kita besuchen, ist das intolerant?


Wenn es wissenschaftlich bewiesen wurde, dass es klare Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, ist das intolerant?


Wenn sich ein Klimaaktivist auf die Straße klebt und die arbeitende Bevölkerung aufhält, ist das intolerant?


Wenn diejenigen, die keine Tierprodukte konsumieren, sich von “Fleischfressern” distanzieren, ist das intolerant?


Wenn “Geimpfte” nicht mit “Ungeimpften” abhängen wollen, ist das intolerant?


Wenn du verlangst, dass sich dein Kind keine “Nicht-Lachen-Challenges” auf YT ansieht, in denen sich diverse Personen, vor laufender Kamera, einen Vodka Shot nach den anderen in den Rachen kippen, ist das intolerant?


Wie die meisten, von Hitler inspirierten, Gedankenspiele, sind auch hier die Antworten nicht so leicht zu finden, da es nun mal keine Person gibt, die so offensichtlich bösartig ist, dass wir uns alle gemeinsam gegen sie vereinen sollten.


Daraus resultierend, ist die Definition einer „intoleranten Person“ - in unserer immer und immer lockereren Gesellschaft - so schwammig und unklar geworden, dass sie scheinbar mit: „Jemand, der an etwas glaubt, dem ich nicht zustimme.“ oder „Jemand, der mir ein schlechtes Gewissen bereitet.“, gleichzusetzen ist.

Toleranz bedarf leichte Schmerzen

Das Problem Popper‘s Logik ist, dass es recht schnell für schwach köpfiges, selbstgerechtes Verhalten, basierend auf schwarz-weiß denkender DNA sorgt.


Hier kommt das Problem der sozialen Medien ins Spiel. Die Definition einer "intoleranten Person" wird auf Plattformen wie Twitter (X), Facebook, selbst Youtube oft sehr subjektiv gehandhabt.


Schritt 1: Die Meinungsverschiedenheit


Person A äußert eine Meinung oder Ansicht zu einem kontroversen Thema auf einer Social-Media Plattform.


Schritt 2: Das Aufkommen der Intoleranz


Person B sieht diese Meinung und stimmt ihr nicht zu. Anstatt höflich zu widersprechen oder eine sachliche Diskussion zu führen, greifen sie die Person persönlich an.


Schritt 3: Die Eskalation


Die Diskussion eskaliert schnell, da sich Person C der Debatte anschließt. Anstatt Argumente auszutauschen, beginnt sie damit, die Person B, die Person A angegriffen hat zu beschimpfen und zu beleidigen.


Schritt 4: Die Intoleranz breitet sich weiter aus


Die ursprüngliche Meinungsverschiedenheit gerät außer Kontrolle. Statt auf Argumente und Fakten zu setzen, konzentriert sich Person D nun darauf, die Person C anzugreifen und zu demütigen.


Schritt 5: Die Blockade


Die ursprüngliche Person A kann sich nicht mehr verteidigen oder erklären, da die Diskussion von persönlichen Angriffen dominiert wird. Als Reaktion darauf blockiert oder deaktiviert sie möglicherweise ihre sozialen Medienprofile, um dem Hass zu entkommen.


Schritt 6: Die Spirale der Intoleranz


Dieses Muster setzt sich fort, wenn andere Nutzer ähnliche Meinungen äußern und auf ähnliche Weise angegriffen werden. Die Plattform wird zu einem Ort, an dem Meinungsvielfalt und freie Diskussion nicht mehr willkommen sind.


Glücklicherweise gibt es Regulierungen, aber jedem der Mal auf Twitter (X) unterwegs war, ist bewusst, wovon ich spreche.


Und so kann eine einfache Meinungsverschiedenheit schnell zu einem Sturm der Intoleranz führen.


Toleranz erfordert, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die uns unangenehm berühren. 


Wir sollten nicht alles tolerieren und zu passiven Ja-Sagern werden, aber wir sollten Verständnis für andere Meinungen und Verhaltensweisen aufbringen - sei es mit einem noch so großen Zähneknirschen verbunden.


Wenn deine adaptierte Ethik jedoch dazu führt, dass niemand mehr Aussagen treffen darf, die dir persönlich missfallen, dann machst du damit jegliche Form von Toleranz unmöglich.

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