Beziehungen

Mentale Fallstricke in Beziehungen

Mentale Fallstricke in Beziehungen

Ich weiß, was du dir denkst, du denkst dir:


"Warum gibt es nur so viele Menschen, die die offensichtlichen Wahrheiten einfach nicht erkennen können?" 


oder: "Warum scheine ich derjenige zu sein, der mit der Gabe gesegnet (oder vielleicht auch verflucht) ist, den ganzen Schwachsinn zu durchblicken?"


Es ist menschlich, sich zu fragen: "Wie kann ich andere dazu bringen, die Welt so zu sehen, wie ich sie sehe?"


Diese Gedanken sind universell, denn der Glaube, dass nur wir allein ein einzigartiges Verständnis des Lebens besitzen, ist tief in unsere Psychologie verwurzelt. 


Das Gefühl der Entfremdung, das wir oft empfinden, teilen wir alle.


Hier ein Gedanke, der dir deinen Morgenkaffee aufrütteln könnte: Der menschliche Verstand hat sich nicht entwickelt, um ein Experte im Entschlüsseln der Wahrheit zu sein; er hat sich entwickelt, um das zu erfassen, was für unser Überleben am vorteilhaftesten ist.


Und jetzt kommt der Knackpunkt: 


Was vorteilhaft ist, ist nicht immer wahr.


Es stellt sich heraus, dass wir in unseren Überzeugungen nicht besonders objektiv sind. Unsere Wahrnehmungen und unser Denken werden sehr stark von kognitiven Verzerrungen beeinflusst.


Logik und Argumentation mögen für diejenigen, die sie einsetzen, stets kohärent erscheinen, aber sie können sich erstaunlich weit von der Realität entfernen.


Dies geschieht, weil die Grundlagen, auf denen Logik und Argumentation aufbauen, von unseren eigenen Annahmen, Vorurteilen und kognitiven Verzerrungen beeinflusst werden können.


Unsere Wahrnehmung der Realität ist oft verzerrt, und diese Verzerrungen können sich auf die Argumentation auswirken, die wir verwenden.


Daher ist es wichtig, sich den Grenzen der eigenen Argumentation bewusst zu sein und offen für verschiedene Perspektiven und Sichtweisen zu sein, um eine realistische und umfassendere Sicht auf die Welt zu entwickeln.


Denk daran, wie manchmal eine schlechte Laune deine Sicht auf Dinge beeinflusst. 


Zum Beispiel, wenn du schlecht gelaunt bist, könnten dir Menschen und Ereignisse um dich herum weniger angenehm erscheinen, selbst wenn sie normalerweise ganz in Ordnung sind.


Gute Dinge könnten plötzlich weniger gut aussehen.


Das ist so, als ob du eine Brille trägst, die deine Stimmung färbt. Wenn du fröhlich bist, siehst du die Welt bunter, aber wenn du schlecht drauf bist, wird alles ein bisschen grauer.


Ähnlich dazu kann unsere eigene Denkweise unsere Sicht auf die Realität verzerren.


Unser Geist kann wie eine gefärbte Brille sein, die beeinflusst, wie wir Dinge wahrnehmen.


Wie ein Optiker, der verschiedene Linsen testet um deine Sehstärke zu ermittelt, nehmen wir selbst irgendwann eine bestimmte Linse (in Form von Überzeugungen, Glaubenssätzen und Ideologien an), um unseren Verstand unter Kontrolle zu halten.


Aber manchmal kann das eben dazu führen, dass wir die Realität anders sehen, als sie in Wirklichkeit ist - hey, vielleicht ist Realität tatsächlich nichts anderes als die Frage nach der Perspektive.


Unsere Stimmungen färben unsere Erfahrungen.


Unsere Identitäten lenken unsere Aufmerksamkeit.


Unser Eigeninteresse beeinflusst unsere Interpretationen.


Deshalb, wenn wir möchten, dass andere die Dinge so sehen wie wir, müssen wir daran denken, dass jeder eine Art "mentale Brille" oder einen Filter vor den Augen trägt. 


Das bedeutet, dass Menschen nicht genau das sehen, was wir sehen, selbst wenn sie auf dasselbe schauen.


Auch wenn du vielleicht jung, naiv und leichtgläubig sein magst - Leute sind enorm verschieden.  


Stell dir vor, du und ich schauen auf ein Bild, aber wir haben unterschiedliche Brillen auf.


Diese Brillen ändern die Farben und Formen auf dem Bild, sodass wir es jeweils anders wahrnehmen.


Diese "mentalen Brillen" sind in Wirklichkeit unsere eigenen Denkmuster und Gewohnheiten, die Psychologen als "kognitive Verzerrungen" bezeichnen. 


Wir alle sind davon betroffen. Daher lass uns hier einige der häufigsten Verzerrungen besprechen und wie sie unsere Sicht auf die Welt und unsere Mitmenschen beeinflussen.


Es ist wichtig, diese Verzerrungen zu kennen, um uns selbst besser zu verstehen und auch die Sichtweise anderer Menschen zu schätzen.


Beachte, dass diese Liste nicht alle Verzerrungen abdeckt, aber sie umfasst die, denen wir am häufigsten begegnen:

1. Bestätigungsfehler

Der "Bestätigungsfehler" (eng. Confirmation Bias) ist eine Neigung der menschlichen Denkweise, bei der wir dazu neigen, Informationen und "Fakten" auszuwählen und zu interpretieren, die unsere bereits bestehenden Überzeugungen oder Vorurteile bestätigen, anstatt objektiv und ausgewogen zu urteilen.


Dies kann dazu führen, dass wir uns in unseren Ansichten bestätigt fühlen, aber wir neue Informationen und unterschiedliche Perspektiven ignorieren, widersprechen und nicht berücksichtigen.


Dieses Phänomen wird oft als "Rosinenpicken" betrachtet, obwohl das Herauspicken von Fakten zur Unterstützung eigener Ansichten normalerweise bewusst geschieht. 


Der Bestätigungsfehler geschieht jedoch unbewusst.


Wenn du beispielsweise glaubst, dass deine Glücksfarbe Lila ist, wirst du tatsächlich öfter die Farbe Lila bemerken.


Es geht nicht darum, dass du falsch liegst. 


In deinem Leben gibt es eine Menge violetter Dinge, und einige von ihnen mögen an deinen positiven Erfahrungen beteiligt sein. (bspw. der blühende Flieder im Frühling)


Das Problem beim Bestätigungsfehler ist also nicht, dass du unbedingt falsch liegst, sondern dass du nicht das ganze Bild siehst.

Das Seltsame - aber faszinierende - am Bestätigungsfehler ist, dass er anscheinend häufiger auftritt, wenn Menschen mehr Informationen zur Verfügung haben. 


Das mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen.


Schließlich sollten doch mehr Informationen zu besseren, genaueren Überzeugungen führen, oder nicht?


Nun, nicht wirklich. 


Die Existenz des Bestätigungsfehlers sagt tatsächlich das Gegenteil voraus: mehr Informationen schaffen mehr Gelegenheiten, die "Fakten" auszuwählen, die unsere Überzeugungen unterstützen.


Daher führt eine verstärkte Informationsflut tatsächlich zu polarisierten Überzeugungen.


Dies erklärt in aller Kürze, weshalb das Internet ein katastrophaler Ort für politische Diskussionen ist


Anstatt unsere Überzeugungen an neue Informationen anzupassen, passen wir neue Informationen an unsere bereits bestehenden Überzeugungen an.


Der Bestätigungsfehler sorgt nicht nur für die Zunahme der NPCs, sondern hat die tatsächlich das geschaffen, was Forscher als "Echokammern" bezeichnen, in denen Menschen kontinuierlich nur Informationen erhalten, die ihre bestehenden Ansichten unterstützen.


Die Echokammern sind für große Tech-Firmen von Vorteil, da sie die Nutzer auf ihren Plattformen "zufriedenstellen". 


Doch für die Wahrheit sind sie nicht wirklich von Vorteil.

Wie er dich zu einem Arschgesicht macht:

Der Bestätigungsfehler führt dazu, dass wir in unseren Überzeugungen übermäßig selbstsicher werden, was dich in einer Diskussion über auch nur leicht umstrittene Themen unerträglich machen kann. 


Du denkst vielleicht: "Aber schau dir doch all diese Beweise an, die sagen, dass ich recht habe!" während dir alle anderen Beweise, die gegen deine Ansicht argumentieren, völlig egal sind. 


Ähnlich geht es der Person, mit der du sprichst (oder Gott bewahre, unter deren Beitrag du kommentierst), sie wird sich in einer ähnlichen Situation befinden, in der sie alle Beweise für ihre Position kennt, aber deine nicht beachtet.


Ihr werdet beide dasselbe Bild betrachten, aber jeder wird sehen, was er sehen will.


Aber es gibt auch andere, subtilere Wege, wie der Bestätigungsfehler unser Leben durcheinanderbringt.


Zum Beispiel kann der Bestätigungsfehler eine Rolle dabei spielen, welche Menschen wir in unser Leben lassen. 


Wenn du glaubst, dass alle Männer Schweine oder alle Frauen heuchlerisch sind, wirst du wahrscheinlich viele sturköpfige Männer oder heuchlerische Frauen daten.


Warum?


Weil dein Glaube, dass alle Männer / Frauen schlecht sind, dazu führen wird, dass du nur schlechtes Verhalten von diesem Geschlecht bemerkst, während du gleichzeitig all die fürsorglichen, mitfühlenden Menschen ignorierst, die du treffen könntest.


Oder, wenn du glaubst, dass die Welt ein Hämorrhoiden-beklagtes Arschloch ist, wirst du all deine wachen Stunden damit verbringen, darüber nachzudenken, was alles mit der Welt nicht stimmt, und zu dem Schluss kommen, dass—siehe da—die Welt tatsächlich Scheiße ist.


Oh, je - Wer hätte das bloß gedacht?


Aber das Deutschland nicht gerade die Welt ist, ist dir dabei sicherlich vollkommen egal.


Ich will hier nicht naiv sein. Es gibt unzählige Probleme in der Welt, aber müssen wir uns davon wirklich in den Wahnsinn treiben lassen?

Wenn der Bestätigungsfehler ein Familienmitglied wäre:

Er würde sich wie deine rechthaberische Mutter benehmen, die bei jeder Gelegenheit betont, wie klug sie ist und wie selten sie sich irrt, obwohl sie schon hunderte Male falsch lag.

2. Die Negativitäts-verzerrung

Die Negativitätsverzerrung (eng. Negativity Bias) ist eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen dazu neigen, stets negative Informationen und Erfahrungen stärker wahrzunehmen und zu gewichten als positive.


Das bedeutet, dass negative Ereignisse oder Kommentare einen stärkeren Einfluss auf unsere Gedanken, Emotionen und Entscheidungen haben als positive.

Vielleicht auch einer der Gründe, weshalb das häufigste Kompliment hier in Deut-schland “Nicht schlecht” lautet, sobald etwas positives passiert.


Das Verständnis der Negativitätsverzerrung ist wichtig, da sie Auswirkungen auf unser alltägliches Leben hat. 


Diese Verzerrung kann dazu führen, dass wir uns stärker von negativen Nachrichten und Ereignissen beeinflussen lassen, was unser “seelisches” Wohlbefinden und unsere Entscheidungen beeinträchtigen kann.


Sie kann auch zu einem verstärkten Stress und einer höheren Anfälligkeit für Ängste und Sorgen führen.


Das Internet verstärkt ebenfalls die Negativitätsverzerrung, da negative Schlagzeilen und Kommentare oft mehr Aufmerksamkeit und Klicks erhalten als positive.


Dies führt zu einem Übermaß an negativen Informationen und kann unser Bild von der Welt verzerrt darstellen.


In den sozialen Medien formen sich negative Kommentare und Beiträge in sogenannten “Negativitätsblasen”, in denen wir dann nur noch negative Informationen sehen, was unsere Stimmung und unser Weltbild weiter beeinflusst.


Einer der Gründe, weshalb eine Social-Media-Detox für die mentale Gesundheit so enorm förderlich sein kann. 


Aber hey wer braucht hier bitte noch Optimismus…


“DiE WeLT GeHT UnTEr…” 

Wie sie dich zum Doomer macht:

Die Negativitätsverzerrung kann dazu führen, dass wir in sozialen Interaktionen oder Diskussionen eher die negativen Aspekte betonen, uns pessimistischer fühlen und weniger optimistisch in die Zukunft blicken.


Dies kann unsere zwischenmenschlichen Beziehungen beeinträchtigen und uns weniger resilient gegenüber den Herausforderungen des Lebens machen.

Wenn sie ein Familienmitglied wäre:

Sie würde sich wie deine übermäßig skeptische Großmutter verhalten, die immer vom Schlimmsten ausgeht und selten in der Lage ist, sich über positive Entwicklungen zu freuen.


Schau mal, dort drüben.


Siehst du auch den Teufel an der Wand?

3. Der Schauspieler - Beobachter - Effekt

Der Schauspieler-Beobachter-Effekt (eng. Actor-Observer Bias) ist eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen dazu neigen, das Verhalten anderer Menschen eher auf deren persönliche Merkmale oder Eigenschaften (internale Ursachen) zurückzuführen, während sie ihr eigenes Verhalten eher auf die äußeren Umstände oder Situationen (externe Ursachen) zurückführen.


Wenn ich bei Rot über die Ampel fahre, dann nur, weil ich einen wichtigen Termin habe und nicht zu spät kommen darf.


Wenn du jedoch bei Rot fährst, dann nur, weil du ein egoistisches, rücksichtsloses Arschloch bist. Was fällt dir eigentlich ein, andere Teilnehmer des Straßenverkehrs zu gefährden?!! 


Das Verständnis des Schauspieler - Beobachter - Effekts ist wichtig, da es uns hilft, die Art und Weise zu erkennen, wie wir unser eigenes und das Verhalten andere Menschen interpretieren und erklären.


Dies kann zu einem besseren Verständnis in zwischenmenschlichen Beziehungen führen und uns daran erinnern, dass Verhalten oft von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird.


Das Internet kann den Schauspieler -Beobachter - Effekt verstärken, da wir oft nur Texte und Handlungen von anderen online sehen, ohne die zugrunde liegenden Emotionen oder Umstände zu kennen.


Dies kann dazu führen, dass wir schneller Schlüsse über deren Persönlichkeit oder Absichten anderer ziehen, ohne die vollständige Geschichte zu kennen.


Der Schauspieler - Beobachter - Effekt kann zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen, da wir dazu neigen, das Verhalten anderer auf ihre Charakterzüge zurückzuführen, ohne die Einflüsse von Situationen oder Umständen zu berücksichtigen.


Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen, da wir uns leicht in die Lage eines Beobachters versetzen und das Verhalten anderer als absichtlich oder persönlich motiviert interpretieren.


Das Verständnis dieser kognitiven Verzerrung kann Vertrauensprobleme verhindern und dir zu mehr Empathie und effektiverer Kommunikation in den Interaktionen mit deinen Mitmenschen verhelfen.

Wenn er ein Familienmitglied wäre:

Er würde sich wie dein kritischer Bruder verhalten, der schnell Urteile über das Verhalten anderer fällt, ohne sich in deren Lage zu versetzen oder jegliche Hintergründe zu berücksichtigen. 


“Empathie” ist ihm ein Fremdwort.

4. Die Anreiz - basierte Verzerrung

Die Anreiz-basierte Verzerrung (eng. Incentive-Based Bias) ist eine kognitive Verzerrung, bei der unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung durch Anreize und Belohnungen beeinflusst werden. 


Diese Verzerrung führt dazu, dass Menschen ihr Verhalten rationalisieren und Dinge positiver bewerten oder bevorzugen, wenn sie in Aussicht stellen, belohnt oder mit Anreizen versehen zu werden.


Das Verständnis der Anreiz-basierten Verzerrung ist wichtig, da sie uns dazu bringen kann, irrational, unklug oder ethisch fragwürdig zu handeln, wenn unsere eigenen Anreize und Belohnungen im Spiel sind. 


Diese Verzerrung beeinflusst unsere Entscheidungsfindung und verleitet uns oft dazu, kurzfristige Vorteile über langfristige Konsequenzen zu stellen.


Wenn unsere Anreize so ausgerichtet sind, dass wir von einer Handlung profitieren, arbeitet unser Geist daran, uns davon zu überzeugen, dass es sich um eine gute Sache handeln muss.


Dies führt dazu, dass selbst gutmütige Menschen ethisch und sozial fragwürdige Handlungen unternehmen, da sie unmittelbar von einer fragwürdigen Handlung profitieren könnten. 


Das Internet nutzt die Anreiz-basierte Verzerrung in Form von Werbung und Belohnungen, um unser Verhalten online zu beeinflussen. 


Online-Plattformen bieten Anreize und Belohnungen, um unser Engagement zu steigern und unser Verhalten in bestimmte Richtungen zu lenken. 


Im Endeffekt, klassisches Marketing.


Ein extrem Beispiel könnten hier die Menschen sein, die während des zweiten Weltkrieges grausame Taten vollzogen haben, aber diese gerechtfertigt haben, da sie: "Nur die Befehle befolgt haben", um ihren Offizieren zu gefallen.


Ein weiteres Beispiel findet sich in der Geschäftswelt, wo Unternehmen oft Vertriebsanreize für ihre Mitarbeiter schaffen.


Dies kann dazu führen, dass Vertriebsmitarbeiter Produkte empfehlen, die nicht unbedingt die besten Optionen für die Kunden sind, nur weil sie dadurch höhere Provisionen erhalten.


Wie der amerikanischer Schriftsteller und Sozialreformer, Upton Sinclair, bereits erklärte:

“Es ist schwer, einen Menschen zu überzeugen, etwas zu verstehen, wenn sein Gehalt davon abhängt, es nicht zu verstehen.”

Wenn sie ein Familienmitglied wäre:

Sie wäre dein selbstverliebter Onkel, der krampfhaft versucht dich vom dritten Schneeballsystem zu überzeugen und dich als faule Socke beschimpft, wenn du keine Lust hast bei ihm einzusteigen.

5. Der Gruppen - zuweisungsfehler

Der Gruppenzuweisung-Fehler (eng. Group-Atrribution Bias) ist eine kognitive Verzerrung, bei der wir die Handlungen oder Merkmale einer Einzelperson auf “die gesamte Gruppe” übertragen, zu der sie gehört.


Dies geschieht oft, wenn wir Mitglieder einer bestimmten Gruppe stereotypisieren oder verallgemeinern, basierend auf den Handlungen oder Merkmalen einer einzelnen Person innerhalb dieser Gruppe.


Es ist wahrscheinlich erwähnenswert, dass dein Gehirn eine Menge Energie verbraucht. 


Es gibt viele sensorische Daten und Informationen zu verarbeiten.


Deshalb sind all diese kognitiven Verzerrungen "Abkürzungen", die das Gehirn nimmt, um Zeit und Energie zu sparen. 


Traditionell waren diese Abkürzungen nützlich, besonders in der Höhlenmensch-Ära. 


Aber in einem modernen sozialen Kontext beginnen sie Probleme zu verursachen. Und das trifft vielleicht am meisten auf den Gruppenzuweisungsfehler zu.

Wie er dich zum Arschloch macht:

Diese Verzerrung kann leicht dazu führen, dass wir rassistisch, sexistisch, homophob oder ähnliches werden.


Das ist ziemlich selbst erklärendes, arschiges Verhalten (oder sollte es zumindest sein).


Aber das faszinierende dieser Verzerrung ist nicht so sehr, dass wir ihm leicht verfallen - das passiert uns allen recht einfach. (Und wenn du denkst, du tust es nicht, gibt es wahrscheinlich auch eine Verzerrung, die das erklären könnte.)


Das Internet und soziale Medien haben dazu beigetragen, sie zu verstärken, da Informationen und Nachrichten sehr schnell verbreitet werden.


Menschen neigen dazu, Einzelpersonen als Repräsentanten ihrer Gruppe zu betrachten und verallgemeinern deren Verhalten oder Ansichten auf die gesamte Gruppe. 


Dies kann zu Vorurteilen gegenüber bestimmten Gruppen führen und die Spaltung in der Gesellschaft und soziale Konflikte weiter verstärken.


Was interessanter ist, ist, wie wir versuchen, den Gruppenzuweisungs-Fehler zu unserem Vorteil zu nutzen. 


Er ist eine derart eingewurzelte Eigenschaft der menschlichen Natur, dass wir nicht nur andere verurteilen, weil sie vermeintlichen Gruppen angehören (auch wenn sie überhaupt nicht so sind wie diese Gruppen), sondern auch versuchen, uns sozial mit Gruppen zu identifizieren, um unseren eigenen Status zu erhöhen.


Mit anderen Worten, wir versuchen aktiv, diese Verzerrung anderer Menschen zu unseren Gunsten zu manipulieren.


Wir kaufen Kleidung, teure Autos, Clubmitgliedschaften und schicke Cocktails, um der Welt zu zeigen, dass wir anspruchsvoll, rebellisch oder einfach so verdammt cool sind, dass es einem schon fast weh tut.


Wir halten uns in Gruppen auf, mit denen wir möchten, dass andere uns in Verbindung bringen, in der Hoffnung, dass es uns durch die Assoziation großartig aussehen lässt. 


Wenn du in eine andere Stadt fährst, in der du gar nicht lebst, weil dort die “High Society” dieser Stadt anzutreffen ist. Ja, ich kenne solche Menschen - irgendwie lachhaft.


Wir verwenden Slang und Redewendungen, die zu unserer bevorzugten Gruppe passen, in der Hoffnung, dass andere uns als Teil dieser sozialen Gruppe erkennen.


Es ist übrigens nichts Falsches daran, Zeit mit Menschen zu verbringen, die deinen Status erhöhen. 


Es wird nur dann zum Problem, wenn du sie ausschließlich dazu verwendest, deinen eigenen Status zu steigern - das macht dich zu einem Arschloch.


Ebenso gibt es nichts Falsches daran, festzustellen, dass einige Menschen Teil einer breiteren Gruppe oder Kategorie sind. 


Das Problem tritt auf, wenn du sie als Individuen beurteilst, wie du die Gruppe beurteilen würdest (d.h. Vorurteile).


Nur wenn wir uns dieser Verzerrung bewusst werden, können wir Vorurteile abbauen und eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft fördern.


Erinnerst du dich noch an die "Grundlegung zur Metaphysik der Sitten" des guten alten Immanuel Kant's aus dem Jahr 1785?


Nein?


Achja, das Land der Dichter und der Denker - was zur Hölle ist nur daraus geworden…


Aber, keine Sorge. 


Die zweite Formulierung des kategorischen Imperativs, besagt, dass Menschen, immer als Zwecke an sich selbst behandelt werden sollen und niemals lediglich als Mittel zum Zweck dienen dürfen.


Aber genug hier mit meinen moralischen Ratschlägen…

Wenn die Verzerrung ein Familienmitglied wäre:

Er wäre dein elender, rassistischer Vater, der bei eurem Familienfest über "Nigger" herzieht, aber alle schweigen und tun so, als hätten sie nicht gehört, was er gerade gesagt hat.


“Aber, aber, aber, es hieß doch immer ”Negger, Negger, Schornsteinfeger. sO bIN IcH NuNmAl aUFgEwAchSEN!"


Oder auch dein verknauster alter Großvater, der dich abwertend als "Schwuchtel" bezeichnet, weil du als Dude einen Ring und eine Kette trägst.


Woher stammt eigentlich dieser Groll?

6. Der Eigennutz-Bias

Der Eigennutz-Bias (eng. Self-Serving Bias) ist eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen dazu neigen, ihren Erfolg und positive Ergebnisse ihren eigenen inneren Qualitäten wie Intelligenz oder Anstrengung zuzuschreiben, während sie Misserfolge und negative Ergebnisse auf externe Faktoren wie Pech oder Umstände zurückführen.


Im Wesentlichen nehmen Menschen den Erfolg für sich selbst in Anspruch, vermeiden es jedoch, die Verantwortung für Misserfolge zu übernehmen.


Das Verständnis dieser Verzerrung ist entscheidend, da sie Auswirkungen auf Beziehungen haben kann, wie beispielsweise mangelnde Rechenschaftspflicht, Konflikte und Missverständnisse.


Wenn Menschen die Verantwortung für ihre Fehler oder Mängel in einer Beziehung vermeiden, kann dies persönliches Wachstum und die eigene Problemlösungskompetenz behindern. 


Sie tun sich wahnsinnig schwer damit sich Selbst Fehler einzugestehen und diese zu korrigieren.


In unseren Beziehungen kann diese Verzerrung dazu führen, dass Konflikte entstehen, wenn ein oder beide Partner die Schuld konsequent auf externe Faktoren oder die andere Person abwälzen, anstatt ihren eigenen Beitrag zu Problemen anzuerkennen.


Menschen können übermäßig selbstsicher in ihren Fähigkeiten und Entscheidungen werden, was zu Arroganz, einem Mangel an Empathie und Flexibilität für die Perspektive und Bedürfnisse der anderen führen kann.

Wenn die Verzerrung ein Familienmitglied wäre:

Sie würde deiner älteren Schwester ähneln, die immer einen Weg findet, sich vor der Familie gut darzustellen, Erfolge für positive Ergebnisse beansprucht und die Schuld auf andere abwälzt, wenn etwas schiefgeht.

Können wir die Verzerrungen überwinden?

Gut, dass du fragst.


Da wir jetzt über unserer kognitiven Verzerrungen Bescheid wissen (o. zumindestens die gängigsten), sollten sie doch kein unüberwindliches Problem mehr darstellen, oder?


Nicht ganz.


Die Wahrheit ist, dass diese kognitiven Verzerrungen tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt sind und nicht einfach durch das Umlegen eines Schalters ausgeschaltet werden können. 


Es reicht nicht aus, sich diesen bewusst zu sein – wir müssen uns in den Momenten, in denen wir in die Falle tappen, uns ihnen bewusst bleiben.


Daher ist vielleicht das beste Werkzeug zur Bewältigung dieser Verzerrungen unsere Fähigkeit zur Achtsamkeit im Leben.


Ja, ich weiß, "Achtsamkeit" ist mittlerweile zu einem überstrapazierten Buzzword geworden, das oft als Wundermittel für sämtliche gesellschaftliche Probleme betrachtet wird – darüber wird noch viel diskutiert.


Doch worum es hier wirklich geht, ist die Entwicklung eines konstanten Bewusstseinszustands, in dem wir unsere eigenen Gedanken und Überzeugungen identifizieren, reflektieren und hinterfragen können.


Stichwort: Innere Selbstreflektion.


Das Erkennen deiner Verzerrungen ist der erste Schritt, um effektiver mit ihnen umzugehen.


Doch Achtsamkeit bedeutet nicht nur, deine Verzerrungen im Moment des Auftretens zu erkennen, sondern auch tiefer zu graben und zu verstehen, warum du in ihrer Gegenwart scheinbar die Kontrolle über deine eigenen Gedanken und Gefühle verlierst.

Einige Beispiele:

Warum neigst du dazu, die Negativitätsverzerrung zu verstärken und immer nur auf die Nachteile und negativen Aspekte zu blicken? 


Möglicherweise trägt noch immer ungelöster Groll, Zorn oder Reue dazu bei, die es zu bewältigen gilt.


Warum bist du so darauf erpicht, immer Recht haben zu wollen? 


Möglicherweise verbergen sich tief verwurzelte Unsicherheiten über deine eigene Intelligenz dahinter, die du zu kompensieren versuchst.


Wenn jemand sagt: “Ich habe keine Ahnung.”, heißt es, dass die Person schlau ist.


Dient der Gruppenzuweisungsfehler einem dringenden Bedürfnis nach Überlegenheit?


Ist dein Wunsch, dich einer bestimmten Gruppe zugehörig zu fühlen, so stark, dass du bereit bist, eine andere Gruppe zu verurteilen, nur um dieses Gefühl zu erlangen?


Hier muss ich persönlich immer an Männer denken, die sich selbst als Feministen bekennen, ihre eigene Maskulinität jedoch komplett verabscheuen.


Unsere kognitiven Verzerrungen sind tief in unserem Denken verwurzelt. 


Sie werden nicht einfach verschwinden. 


Das Beste, was wir also tun können, ist, sie zu zähmen, unter Kontrolle zu bringen und sie zu unseren Gunsten arbeiten zu lassen.


Andernfalls sind wir diejenigen, die von ihnen beherrscht werden. 

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