Der Mensch ist dazu verdammt, frei zu sein; denn einmal in die Welt geworfen, ist er für alles, was er tut, verantwortlich
Der französische Philosoph Jean-Paul Sartre vertrat die Ansicht, dass der Mensch in ständiger Angst lebt, nicht nur, weil das Leben elend und mit Leid verbunden ist, sondern weil wir "dazu verdammt sind, frei zu sein".
Die Umstände unserer Geburt und Erziehung entziehen sich zwar unserer Kontrolle, doch sobald wir uns unserer selbst bewusst werden (und das tun wir irgendwann schließlich alle), müssen wir Entscheidungen treffen - Entscheidungen, die unser eigenes "Wesen" bestimmen.
Sartre's Theorie des Existentialismus besagt, dass "die Existenz der Essenz vorausgeht", d. h. dass wir unserem Leben nur dann einen Sinn verleihen, wenn wir auf eine bestimmte Art & Weise existieren und handeln.
Ihm zufolge gibt es keinen festen Entwurf dafür, wie ein Mensch sein sollte, und keinen Gott, der uns einen Sinn vermittelt.
Daher liegt die Verantwortung für die Definition unserer Selbst, und damit auch der Menschheit, ganz allein in unserem Inneren.
Das Fehlen eines vordefinierten Ziels in Verbindung mit einer "absurden" Existenz, die uns unendliche Wahlmöglichkeiten bietet, bezeichnet Sartre als die "Angst vor der Freiheit".
Da uns nichts einschränkt, haben wir die Wahl, Maßnahmen zu ergreifen, um zu der Person zu werden, die wir sein wollen, und unser Leben, in einer Welt, zu führen, in welcher wir leben wollen.
Nach Sartre definiert uns jede Entscheidung, die wir treffen, und offenbart uns gleichzeitig, was wir denken, wie ein Mensch sein sollte.
Und diese unglaubliche Last der Verantwortung, die der freie Mensch zu tragen hat, ist es, die ihn in ständige Ängste versetzt.
In vielen Fällen haben junge Menschen der Generation Z (1997-2010) mehr Freiheiten als jede andere Generation zuvor.
Kann der fehlende Sinn und Lebensinhalt dieser Generation, oder besser noch die Suche nach dem Sinn, auf Sartre's Schlüsse zurückgeführt werden?
Und, wie sind wir an einen Punkt angelangt, an dem unsere Generation von Depression, Hoffnungslosigkeit und Nihilismus gekennzeichnet ist?(1)
Bei dem Versuch, diese Fragen zu beantworten, sollten wir zunächst auf die philosophische Bewegung unserer Zeit blicken: Die Postmoderne.
Es handelt sich um eine recht umfangreiche Philosophie, also verzeih mir, sollte ich einige wichtige Punkte auslassen.
Die letzten paar tausend Jahre des Denkens lassen sich in drei Kategorien einteilen.
Vor-Moderne
Dies war die Phase des Denkens vor der Aufklärung und erstreckte sich über viele Jahrhunderte. In dieser Zeit dominierte der Glaube an religiöse und mythologische Erklärungen das Weltbild.
Autorität und Tradition hatten einen hohen Stellenwert, und es gab eine starke Hierarchie in Gesellschaft und Wissen.
Moderne
Der Modernismus gründet auf der Überzeugung, dass die Welt eine klare und messbare Struktur besitzt, in der es objektive Fakten gibt, die unabhängig von unserem individuellen Empfinden existieren.
Schwerkraft wird immer Schwerkraft sein. Zwei plus zwei ergibt immer vier.
Diese Denkrichtung des Modernismus entwickelte sich im Zuge des Niedergangs vieler vor-moderner Weltanschauungen und nahm mit der wissenschaftlichen Revolution sowie der späteren Aufklärung im späten 17. Jahrhundert Fahrt auf.
Die Modernisten glaubten fest daran, dass unser Verständnis der Realität kontinuierlich durch Experimente, genaue Beobachtungen und rationale Argumentation verbessert werden kann.
Post-Moderne
Die Postmoderne ist eine Reaktion auf die Moderne und entstand im späten 20. Jahrhundert.
Sie lehnt die Idee einer allumfassenden Wahrheit ab und betont die Vielfalt, Subjektivität und kulturelle Konstruktion von Wissen und Realität.
Mit dem Aufkommen der Massenmedien, des Internets und der weltweiten Verbreitung von Informationen begannen die Menschen zu glauben, dass vielleicht weder Religion noch Wissenschaft allzu viel Glaubwürdigkeit besitzen.
Postmoderne Denker hinterfragen traditionelle Narrative und Hierarchien und fördern Pluralismus, Relativismus und kritische Reflexion.
Ebenso glauben sie, dass Gewissheit unmöglich ist. Egal wie oft man etwas beobachtet, man kann nie sicher sein, ob es vollständig wahr ist, vor allem, weil der Beobachter stets fehlbar ist.
Wir leben in einer faszinierenden Epoche, in der Menschen die großen Erzählungen der Zeit hinterfragen.
Modernisten vertreten die Überzeugung, dass es eine objektive Wahrheit gibt und Macht daher von dem abhängt, was objektiv am zutreffendsten ist.
Sie setzen auf Beweise über Gefühle und betrachten die Geschichte als einen Prozess, der die Menschheit der Wahrheit näherbringt.
Postmodernisten hingegen glauben, dass Wahrheit subjektiv ist, dass Fakten gesellschaftlich konstruiert und willkürlich sind, und dass Macht von der Stärke der Gruppe abhängt, die die lauteste Stimme oder die stärkste Waffe hat.
Sie priorisieren Gefühle über Beweise und sehen die Geschichte als einen fortwährenden Kampf zwischen verschiedenen Gruppen und ihren Narrativen.
Also ist es kein Wunder, dass das Internet und der technologische Fortschritt, post-modernes Denken auf einer globalen Ebene amplifiziert.
Das Internet und unsere Smartphones gewähren uns Zugang zu einem schier endlosen Schatz an Weisheit, Philosophien und Glaubenssystemen.
Eine schier überwältigende Vielfalt an Wahrheiten, Lösungen und Überzeugungen steht uns zur Auswahl, und das ist der springende Punkt:
Es sind nicht mehr die Menschen, die die Ideen haben, sondern es sind die Ideen die die Menschen haben. (sie somit formen und lenken)
Doch mit der Freiheit, unsere Weltanschauung selbst zu wählen, kann sich in diesem Ozean der Möglichkeiten auch Orientierungslosigkeit breitmachen.
Wenn alles wahr ist, kann dann überhaupt noch etwas als "die Wahrheit" gelten?
In dieser Zeit der scheinbaren Beliebigkeit ist es an uns, unsere eigene Wahrheit zu finden und den Weg zu wählen, den wir in unserem Leben gehen möchten.
Diese Freiheit, nach eigenem Ermessen zu glauben und unsere eigene subjektive Wahrheit zu erschaffen, steht jedoch oft im Kontrast zu unserem tief verwurzelten Bedürfnis nach Ordnung und Stabilität.
Doch gerade deshalb ist es so wichtig, unsere eigene Überzeugung zu formen und uns selbstkritisch zu hinterfragen.
Oder aber du neigst (wie die meisten) dazu, dir sagen zu lassen, was zu tun ist, folgst den Vorgaben und übst dich nur selten im eigenständigen Denken.
Der eigentliche Grund, warum so viele Menschen diesem Muster folgen, liegt darin, dass sie sich nie trauen, Verantwortung zu übernehmen, sondern sich selbst damit überzeugen, dass ihre Handlungen und deren Konsequenzen nicht auf ihre eigenen Entscheidungen zurückzuführen sind.
Die einzige einheitliche Wahrheit oder Erzählung, der Modernisten, sorgt für die Stabilität und Ordnung, nach welcher wir uns sehnen.
Sie vermittelt eine vorgegebene Richtung, ein klares Ziel, eine sinnvolle Bestrebung.
Doch in einer post-modernen Welt, in der Wahrheit niemals definitiv erkannt werden kann, und jede Aussage, die deinem Glauben widerspricht falsch und unwahr ist, stellt sich die Frage:
Wem genau können wir hier überhaupt noch vertrauen?
Sobald Routine oder eine klare Führung fehlt, entsteht Sinnlosigkeit. (meistens nach dem Schulabschluss)
Aber nicht nur das.
Fehlende Leitprinzipien führen auch zu einem Mangel an Vertrauen zwischen den einzelnen Personen / Individuen.
Wenn wir nicht wissen, was wir glauben sollen, wem wir vertrauen sollen oder wer Recht hat, führt das dazu, dass wir als Nebenprodukt über andere nachdenken und deren Intentionen hinterfragen.
Und dieser Mangel an Vertrauen führt auch zu einem Mangel an wahrer Gemeinschaft, der sich bemerkbar macht.
Doch eine Mission und ein Ziel mit Gleichgesinnten zu teilen, ist wohl eine der besten Möglichkeiten, deinem Leben mehr Sinn zu verleihen.
Aber um das Ganze noch besser zu verstehen, werfen wir einen Blick auf die Ideen, die aus dem postmodernen Denken hervorgehen.
Das Leben im 21. Jahrhundert
Post-Moderne Hyperrealität
Der Begriff "Hyperrealität" wurde durch das Werk des französischen Philosophen Jean Baudrillard in seinem Buch "Simulacra and Simulation" aus dem Jahr 1981 geprägt. (2)
Hyperrealität bezieht sich auf einen Zustand, in dem die Grenze zwischen Realität und Simulation verzerrt wird, und Simulationen oder Darstellungen der Realität wichtiger und präsenter werden als die eigentliche Realität, die sie repräsentieren sollen.
Es sind die verschwommenen Grenzen zwischen Simulation und Realität.
In einem hyperrealen Kontext nehmen Simulationen und Kopien der Realität ein Eigenleben an, was oft dazu führt, dass Menschen diese simulierten Erfahrungen über echte, greifbare stellen.
Dieses Konzept ist besonders relevant im heutigen digitalen Zeitalter, in dem virtuelle Erlebnisse, soziale Medien und künstliche Umgebungen manchmal realer oder bedeutsamer erscheinen können als die physische Welt.
Einige würden dieses Phänomen als „die Matrix“ beschreiben, in der wir leben. Doch da dieser Begriff mittlerweile in aller Munde ist, hat er in meinen Augen seine Bedeutung verloren.
Ein Blick auf die Art und Weise, wie wir in den letzten Jahrzehnten mit Objekten interagiert haben, könnte uns weiterhelfen, das Konzept der Hyperrealität, in der wir heute leben, besser nachzuvollziehen.
Früher wurde der Wert eines Produkts oft anhand der investierten Arbeitszeit, seines Vergleichs mit anderen auf dem Markt verfügbaren Gütern (dem sogenannten Tauschwert) und seinem Nutzen als Gebrauchsgut bestimmt.
In unserer postmodernen Ära hat jedoch ein Wert alle drei dieser zugewiesenen Werte überflügelt – der warenbezogene symbolische Wert.
Dieser bezieht sich darauf, wie sich ein Produkt in einem System von Objekten durch das, was es repräsentiert, differenziert.
Die meisten Objekte, mit denen wir uns heute umgeben, basieren auf Symbolik - sprich, wie das jeweilige Objekt uns in einer sozialen Hierarchie erscheinen lässt.
Und das ist noch nicht alles – Objekte sind heute weit reproduzierbarer und mobiler als in vor-modernen Zeiten.
*Oh, hey there, ultra-fast fashion! Didn't see you for a second*
Also, was passiert, wenn die Objekte, mit denen sich die meisten Menschen in der westlichen Welt umgeben, lediglich Status, Reichtum, Aufrüstbarkeit, Austauschbarkeit und Mobilität repräsentieren?
Nun, das führt zu einer Gesellschaft voller Menschen, die sich stärker auf äußere Erscheinungen in Form von Status, Reichtum und anderen Formen von Symbolik und Posen konzentrieren.
All diese Dinge haben jedoch eines gemeinsam: ein Mangel an Tiefe und Menschlichkeit.
Solltest du älter sein, und wie auch meine Eltern in der ehemaligen DDR aufgewachsen sein, magst du dir jetzt vielleicht denken:
“Also wir hier im Osten, haben das schon immer verstanden. Der Westen glänzt zwar doch die Menschlichkeit hat den “Wessis” schon immer gefehlt."
Hey, ich selbst bin 2000 geboren, also spreche ich gerne von einem vereinten Deutschland, auch wenn es sicherlich niemals aus den alt-gewordenen Kinderköpfen schwinden wird.
In der westlichen Hemisphäre, die sich lediglich um Zeichen und Symbolik dreht, ist das Zeichen selbst von der Realität nicht mehr zu unterscheiden.
Es wird realer als das Objekt selbst.
Und genau das ist die Hyperrealität, in der wir heute leben.
Ein beeindruckendes Beispiel dafür bietet der Science-Fiction-Film "Sie leben", aus den 1980er Jahren.
Der Protagonist findet Brillen, die ihm ermöglichen, die wahre Natur der Welt um ihn herum zu sehen. Er entdeckt, dass die Gesellschaft von außerirdischen Wesen kontrolliert wird, die Menschen durch subliminale Botschaften in Konsum und Gehorsam manipulieren.
Diese Botschaften fördern Materialismus und oberflächliche Werte, während die eigentliche Realität von den Menschen verborgen wird.
Hier der Times-Square:

Damn, was für eine NPC Landschaft.
Auch wenn ich nicht glaube, dass wir bereits von außerirdischen kontrolliert werden, stellt der Film die Idee der Hyperrealität perfekt dar, indem er zeigt, wie die Gesellschaft von Illusionen und falschen Werten getäuscht wird.
In der Hyperrealität werden Zeichen und Simulationen wichtiger als die Realität selbst, und die Menschen werden von Oberflächlichkeiten geblendet.
"Sie leben" fordert die Zuschauer auf, die Illusionen zu durchbrechen und die wahre Realität zu erkennen, was eine allegorische Darstellung der postmodernen Gesellschaft und ihrer Betonung von Symbolen und Zeichen ist.
Also kannst du dir sicherlich denken, welche Richtung das Ganze bereits, in Kampf der Post-modernisten gegen die Modernisten angenommen hat.
Hier ein kleiner Einblick:


Wenn du Geld ausgibst, kaufst du schließlich nicht nur das Produkt, sondern immer auch die Erfahrung und die Art und Weise, wie du dich dabei fühlst und wie du damit von anderen in der sozialen Hierarchie wahrgenommen wirst.
Und wenn man sich in den sozialen Medien bewegt, wo die extremsten und kontroversesten Meinungen und Handlungen hervorgehoben werden, werden wir selbst immer mehr zu Zeugen dessen, in unserer eigenen subjektiven Realität.
Je mehr sich die Medien aufgrund des technologischen Fortschritts der Realität annähern, desto mehr beeinflussen sie die Realität, bis das, was real ist, und der Bezeichner des Realen nicht mehr leicht zu trennen sind.
Die Welt heute ist nichts anderes als eine Welt aus leicht beweglichen und austauschbaren Zeichen und Symbolen.
Und selbst wir Menschen behandeln uns gegenseitig als solche.
Die Frustration dieser Erkenntnis wurde ebenfalls in Filmen wie American Psycho, Taxi-Driver und Fight Club ausführlich dargestellt.
Der Übergang zu dieser hyper-realen Welt, in der es uns an wirklich tiefen und bedeutungsvollen Gesprächen und Verbindungen mangelt, hat ebenfalls dazu geführt, dass sich eine starke Hoffnungslosigkeit und Nihilismus ausbreitet.
Damit einher auch meine Erkenntnis, dass sich kaum noch einer wirklich für irgendetwas interessiert.
Alles ist einfach nur noch kack egal, niemanden juckt mehr irgendetwas und das einzige was wir machen, ist uns basierend auf Oberflächlich- & Äußerlichkeiten zu verurteilen.
Fast die Hälfte unseres Tages in einer digitalen Welt zu verbringen, ist einfach kein natürliches menschliches Verhalten.
Die Erwartungen und Interessen der Menschen werden heute von Algorithmen und AI geprägt - die Definition der Hyperrealität.
Und, solltest du mir das nicht glauben, dann nimm einfach mal das Handy deiner Schwester und schau dir ihr Youtube und Instagram-Feed an.
Ich wette, es wird dir völlig fremd vorkommen.
Da die meisten Menschen in den sozialen Medien zu sehr damit beschäftigt sind, mit den Höhepunkten ihres Lebens zu prahlen, werden die Verbraucher unbewusst zu der Überzeugung gebracht, dass ihr Leben so aussehen sollte wie diese Höhepunkte - genau so werden falsche Erwartungen geweckt.
Menschen versuchen, ihre Realität zu optimieren, um ihr Leben so romantisch, materialistisch und basierend auf Äußerlichkeiten, wie nur möglich, zu gestalten.
Und ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns wirklich in der Lage ist, dieser Hyperrealität nicht zum Opfer zu fallen, es sei denn, man entfernt sich von jeglicher Technologie und lebt in einer kleinen Hütte in Schweden oder wo auch immer.
Die große Kunst besteht jedoch lediglich darin, dass wir uns bewusst machen sollten, wie stark wir äußere Einflüsse unsere intrinsische Wahrnehmung der Realität beeinflussen lassen - oder ob wir uns für ein Leben in der Authentizität und nach unseren eigenen Prinzipien und Wertvorstellungen entscheiden.
Wahrnehmung erschafft Realität
1. Ausblendung
Wir verdrängen Tatsachen, Beweise und Fakten, die unseren bereits bestehenden Glaubenssätzen und Voreingenommenheiten widersprechen.
2. Verzerrung
Ich habe bereits über die häufigsten kognitiven Verzerrungen gesprochen, die unseren Beziehungen schaden. Andere Wege die Realität zu verzerren ist bspw.. wenn du in eine neue Wohnung ziehst und diese bereits vor deinem geistigen Auge eingerichtet ist, da du dir vorstellst wo du deine Möbel platzieren wirst. Es fühlt sich an, als wäre die Wohnung bereits eingerichtet.
In Realität ist die Wohnung jedoch leer.
Menschen können auch Fantasie-Vorstellungen über ihren Traumprinzen, ihre Prinzessin oder ihre "bessere Hälfte" erschaffen, vernachlässigen es jedoch ihre Intentionen und Bedürfnisse ehrlich zum Ausdruck zu bringen oder kehren ihre Beziehungsprobleme unter den Teppich.
(und dort wachsen sie nur und kehren beim nächsten Mal mit einem fiesen Grinsen im Gesicht zurück)
3. Verallgemeinerung
Als Kinder lernen wir anhand von Erfahrungen. Wir öffnen eine, zwei, vielleicht drei Türen und haben gelernt Türen zu öffnen. Also erschaffen wir die generelle Regel, wie eine Tür aufgeht. Klinke runter drücken und ziehen oder drücken.
Wenn wir jedoch irgendwann in andere Länder reißen oder einen Job haben, merken wir, dass es auch Türen mit Türknauf gibt (welche auf einmal gedreht werden müssen) oder Türen, die nur mit entsprechendem Code oder einer Karte geöffnet werden können.
Also muss das Kind diese Ausnahmen ebenfalls lernen.
Frauen, die ein paar schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben, erschaffen dann gerne die Regel, dass man Männern nicht vertrauen kann und verallgemeinern somit eine gesamte Bevölkerungsgruppe.
Wenn alle deine Beziehungen gescheitert sind, dann gesteh dir doch einfach ein, dass du Selbst der gemeinsame Nenner bist!
Da jeder heutzutage nach Sinn sucht, und auch dieses Streben nach Sinnhaftigkeit von einigen belächelt wird, hier die Nuance.
Es ist nicht so, dass Sinn nicht existiert.
Es ist vielmehr die Art von Sinn, um die sich die meisten Dinge heutzutage drehen und die fehlende Tiefe, die die Menschen Jahr-hunderte vor unserer Zeit noch erlebt haben.
Das Leben in diesem Jahrhundert kann nicht als real angesehen werden, solange das Leben einem zwar Sinn vermittelt (z.B. in Form von Zielen), das Gefühl, wirklich wahrhaft lebendig zu sein, jedoch ausbleibt.
Es vermittelt vielmehr das Gefühl, eine Art Objekt in einer simulierten Realität zu sein, und es überzeugt dich davon, dass die Lösung für dieses Problem einfach noch mehr ist.
Mehr Freunde, mehr Geld, mehr Urlaub, mehr Sex, mehr Wissen, egal was, hauptsache mehr davon.
Dein Ausweg aus der Hyper-Realität
Was kann der Durchschnittsmensch also nun tun, um seinem Leben mehr Sinn zu geben und sich lebendiger zu fühlen, anstatt in einer stimulierten Hyperrealität zu leben?
Die gängigste Antwort auf diese Herausforderungen der heutigen Zeit wäre wohl die Rückkehr zur Tradition.
Viele empfehlen, einer großen Erzählung zu folgen, auf Gott zu vertrauen, die sozialen Medien zu meiden und mehr Gemein-schaften aufzubauen.
Und wie du vielleicht weißt, ist auch das bereits im Gange.
Ich persönlich finde es ja wirklich sowas von amüsant, wie man in der Bundesrepublik Deutschland einfach mal ein Königreich ins Leben rufen kann.
Doch es ist die Antwort auf unsere post-moderne Gesellschaft und sobald wir uns der Spannung zwischen modernem, post-modernem und in einigen Fällen dann sogar vor-modernem Denken bewusst werden, erkennen wir, wie stark diese Strömungen bereits in unseren Alltag eingedrungen sind.
Während Modernisten die kulturellen Traditionen als heilig betrachten, betrachten Postmodernisten sie als Werkzeuge der Unterdrückung.
Institutionen, die von Modernisten geschützt werden, werden von Postmodernisten als Diener der Eliten angesehen.
Die Ansammlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, die Modernisten schätzen, wird von Postmodernisten skeptisch betrachtet, da Zahlen leicht manipuliert werden können, um den Erzählungen von Gruppen zu entsprechen.
Das Internet und die sozialen Medien haben das postmoderne Denken weltweit verstärkt, da sie eine Plattform bieten, auf der die Widersprüchlichkeit aller Dinge offensichtlich wird.
Die ständige Konfrontation mit wider-sprüchlichen Informationen führt dazu, dass der Glaube an alles und jeden schwindet, und Wissen und Sprache selbst politisiert wird.
Dies ist der Grund, warum man sich heut-zutage scheinbar ständig auf Eierschalen bewegen muss, selbst wenn es nicht notwendig ist. (Gender-Debatten, toxische Männlichkeit, Feminismus etc.)
Die Menschen sind weder enorm sensibel geworden noch verrückt und durchgeknallt. (auch wenn es einem sicher hin und wieder so vorkommen kann)
Nein, das postmoderne Denken lässt Wissen lediglich als willkürlich und politisch er-scheinen. Der Fakt das “alternative Fakten” herangezogen werden können, und so getan wird, als wäre es kein Oxymoron.
Ebenso verstärkt die Tatsache, dass Ironie und Satire eingesetzt werden müssen, um Dinge, die im Mainstream, allgemein oder beliebt sind, auf subtile Weise zu unter-graben oder zu verspotten, das Misstrauen unter den Menschen.
Denn Ironie, so unterhaltsam sie auch ist, hat fast ausschließlich eine negative Funktion.
Sie ist kritisch und destruktiv. Die Ironie ist besonders nutzlos, wenn es darum geht, etwas zu konstruieren, um die Heuchelei zu ersetzen, die sie entlarvt.
Es ist viel spannender, einen Dokumentar-film zu sehen, der die Korruption in der Regierung zeigt, als die politische Ent-scheidungsfindung.
Es ist weitaus unterhaltsamer, darüber zu lesen, dass Diäten Betrug sind, als die tatsächliche Ernährungswissenschaft zu verstehen.
Es ist spannender, mehr über die privaten Fehler einer Führungskraft zu erfahren als über ihre öffentlichen Erfolge.
Dieses postmoderne Denken weist auf die fortwährende Fehlbarkeit des Wissens, die Unzuverlässigkeit jeglicher Autorität und die Bruchlinien innerhalb aller menschlichen Erfahrungen hin.
Die Postmoderne erzeugt ein Gefühl der Einsamkeit und Unterdrückung, weil sie eher Misstrauen und Distanz als Vertrauen, Empathie und Gemeinschaft fördert.
Die Postmoderne fördert die Unterdrückung, weil sie den sozialen Status derjenigen belohnt, die niederreißen, und nicht derjenigen, die aufbauen.
Aber, mal ehrlich…
…merkst du nicht auch, wie absurd all das ist?
Also anstatt das Leben einfach als ein zerrütteten Konflikt zu leben, empfehle ich folgende Lösung:
Aufrichtigkeit.
Die Praxis, tatsächlich zum Ausdruck zu bringen, was man meint, und zu zeigen, dass man sich um seine Mitmenschen kümmert – das könnte einem ein Gefühl von Sinn und Erfüllung bieten.
Das Problem ist… Aufrichtigkeit ist nicht wirklich cool. Aufrichtigkeit unterhält auch nicht. Mal ehrlich, Aufrichtigkeit ist lahm.
Und ebenso ist sie unglaublich einfach, zu kritisieren oder heuchlerisch zu sein.
Dennoch ist Aufrichtigkeit nach wie vor von entscheidender Bedeutung, da sie eine der wichtigsten Grundlagen für den Aufbau von Vertrauen darstellt.
Wie Du Dich tiefer auf's Leben einlässt
Was bedeutet es wirklich, tiefer zu leben?
Für mich persönlich geht es kurzgesagt einfach darum, dass ich mich so sehr mit den alltäglichsten und einfachsten Aufgaben und Aktivitäten beschäftige, dass ich jeglichen Sinn für die Realität verliere.
Das bedeutet, dass ich so engagiert bin, dass ich nicht einmal die geistige Fähigkeit besitze, darüber nachzudenken, ob ich mich nun einsam fühle oder nicht.
Es bedeutet, aus sinnlosen, betäubenden Unterhaltungen und Ablenkungen herauszukommen, die das Ehrfurcht gebietende langweilig erscheinen lässt und jegliche Kreativität zerstört.
Zu viele Menschen haben aufgehört die Kostbarkeit des Lebens zu würdigen, einst noble Taten werden schnell “selbstverständlich” und die meisten haben vergessen worauf es wirklich ankommt.
Wohin auch immer du blickst, du erlebst das Wunder des Lebens. Die Chance, überhaupt hier zu sein und etwas fühlen, hören und spüren zu können, ist so selten, dass man es genauso gut genießen kann.
Tief zu leben bedeutet, sich mit dem Leben und der Natur auseinanderzusetzen, proaktiv daran teilzunehmen und mehr Erlebnisse zu schaffen, anstatt Dinge anzuhäufen.
Es geht darum eine Liebe zum Leben zu entwickeln, nicht nur an Höhepunkten, sondern einschließlich den dunklen Tiefen.
Alles in dieser postmodernen Ära hat dich darauf programmiert zu glauben, dass niemandem jemals wirklich vertraut werden kann, da jeder als Bedrohung angesehen wird und Ehrfurcht sinnlos ist.
Die postmoderne Gesellschaft möchte, dass du glaubst, dein Leben sei sinnlos, wenn du keinen Status, Reichtum oder Popularität genießt.
Doch du hast jederzeit die Möglichkeit, eine Perspektive einzunehmen, bei der du vor so ziemlich allem im Bereich des menschlichen Bewusstseins Ehrfurcht empfinden kannst.
Diese Erfahrung ist wahrhaftig beeindruckend.
Du kannst die Sichtweise eines Kindes einnehmen und die Welt um dich herum wie einen Roman betrachten.
Das steht dir jederzeit offen.
(Kindheitstraumata können dies natürlich erschweren - und Generationstrauma ist ebenfalls eine sehr reale Sache)
Doch wenn du schon diese Zeilen liest, dann tauche ein in die unmittelbare Erfahrung - in die Tatsache, dass du diese Zeilen liest.
Wenn du Essen kochst, achte auf die Vielfalt der Texturen. Nimm die verschiedenen Farben und Düfte wahr.
Wenn du Musik hörst, achte auf die kleinen Nuancen im Hintergrund. Der Künstler hat sie genau dort absichtlich eingebaut.
Solltest du es schaffen diese Geisteshaltung beizubehalten, wird sich nahezu alles, was du tust, fokussiert und sinnvoll anfühlen.
Ich denke, ich weise hier auf eine gewisse sensible und achtsame Art hin, dass Leben wahrzunehmen - welche gut und gerne belächelt wird.
“Ach, komm halt doch die Schnauze. Wie albern bist du denn bitte.”
Aber wenn du selbst nicht so feinfühlig bist, kannst du dir die Fülle, die ein solch reiches Innenleben zu bieten hat, nicht einmal ansatzweise vorstellen.
Auch wenn es vorteilhaft sein mag, einen Teil der Sensibilität loszuwerden, solltest du sie nicht mit dem Geschenk verwechseln, dass sie ist.
Wenn du dich zu Wort meldest und bestimmte Ansichten und Bedürfnisse mitteilst, werden dich die Leute wahrscheinlich häufig gaslighten - eine der gängigsten Manipulationstechniken.
(Die übrigens auch von den Leuten in der obigen Debatte angewendet wurde - ob bewusst oder unbewusst…? gute Frage)
Und wenn du dir jetzt denkst, wow Nico, das war's?!
Ja, nichts Neues.
Ich denke ab und an brauchen wir alle diese kleine Erinnerung. :)
Die Untergrabung junger Menschen
Auch wenn mein Ton gegenüber der Postmoderne vielleicht etwas zynisch geklungen hat und die Generation Z angesichts der Frustration älterer Menschen oft kritisiert wird, bin ich der festen Überzeugung, dass sie durchaus unterschätzt wird.
Die Generation Z ist die fortschrittlichste und eine der freidenkendesten, die die Welt je gesehen hat, und versetzt Traditionalisten und Modernisten in Angst und Schrecken.
Beide Gruppen gedeihen in einer langsamen Welt, in der weit verbreitete Wahrheiten als gegeben akzeptiert werden.
In einer schnelllebigen Welt voller Unsicherheit und Zweifel ist innovatives und fortschrittliches Denken das Lebenselixier der Postmodernisten.
Das Hinterfragen des Status Quo, sei es in Bezug auf Religion oder andere Glaubenssysteme, ermöglicht es uns, bewährte Elemente aus vergangenen Traditionen zu übernehmen und sie zu verbessern.
Dieser Zusammenprall zwischen Postmodernisten und Modernisten kann Krisen, Missverständnisse und Misstrauen hervorrufen, die für aufmerksame Beobachter, die zwischen den Zeilen lesen, offensichtlich sind.
Doch es ist vergleichbar mit einem Bildhauer, der Marmor von einer Skulptur entfernt, nur um ihre wahre Kunst zu enthüllen.
Chaos und Krisen sind notwendig, damit Neues entstehen kann und die Dinge sich letztendlich verbessern.
Die Herausforderung besteht lediglich darin, dies zu erreichen, ohne das wir uns alle dabei gegenseitig niedermetzeln.
Wenn die Gen Z eine Sache erkannt hat, sei es in Politik, Unternehmen oder gesellschaftlichen Diskursen, dann lass es den oftmals fehlenden tiefgreifenden Sinn, Impact und die fehlende Menschlichkeit sein.
Ich glaube nicht, dass das Leben der Hyperrealität so extrem ist, wie es sich Baudrillard vorgestellt hat und auch nicht wie es die Leute darstellen, die dich damit ausbeuten, dass sie dir erzählen, wie du der Matrix entkommst.
Nicht jeder denkt, dass soziale Medien das echte Leben sind.
Immer mehr Menschen werden "aware" und entscheiden bewusst, wie sehr sie ihre Wahrnehmung der Realität, von den Ideen die ihnen von äußeren Einflüssen gefüttert werden, beeinflussen lassen.
Aber hey, was soll ich schon wissen.
Vielleicht existiere ich nicht ein mal.
Ich bin lediglich eine Idee, in deinem Kopf.
Ein weiteres Zeichen unter den Zeichen.
And with that, I'll leave you.
*stay wise*